WEIN-ERLEBNIS-TOUR
K R E T A
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SEIT 2009



Foto: Ad Meskens ; So wurden die mit Wein gefüllten Amphoren auf den minoischen Schiffen befestigt.

Der Bildausschnitt rechts stammt aus einer Freskenmalerei, die von der ägyptischen Insel Thera stammt. Er zeigt eine der wenigen überlieferten Darstellungen minoischer Schiffe. Die festlich gekleideten Passagiere dieses mit einem Baldachin versehenen und von Paddeln angetriebenen Schiffes nehmen offenbar an einer Zeremonie teil. Quelle: http://www.marinepage.de/Altertum.html


Photo: Andreas Praefcke

Die Geschichte des kretischen Weins
Und es wurde Wein…
Die Geschichte des Weinberges verliert sich in den Nebeln der Zeit…
Man bedenke, dass schon Weintraubenkerne von wilden Weintrauben in den Höhlen von nomadischen Stämmen der Vorgeschichte gefunden wurden. Noch vor der Eiszeit blühte die Rebe in der Polar-Zone, jedoch wurde ihre Ausbreitung durch die Eisschicht begrenzt, so dass einige Arten von Wildreben in wärmere Länder verschoben wurden. Zentral- und Ostasien, Zentral- und Südeuropa, sogar in breite Bereiche des Kaukasus, gelten als Geburtsort der Arten "Vines Oinoforos» (Vitis vinifera).
Die Kunst des Weinbaus begann, so schätzt man, zusammen mit der landwirtschaftlichen Revolution um ca. 5000 v.Chr. Die ersten bekannten Winzer sollen die Arier (Vorfahren der Perser und Inder, die in der kaukasischen und kaspischen Region gelebt haben) gewesen sein, sowie die semitischen Völker und Assyrer. In dieser Zeit war der Wein sogar im alten China bekannt. Somit entstand die Kunst des Weinbaus und der Weinherstellung in den Händen der Völker von Palästina, Ägypten, Phönizien und Griechenland.
Ägypten hatte schon eine lange Tradition, was Weinherstellung betraf. Sie begann schon 4000 v.Chr. Die alten Ägypter verfügten schon über mechanische Pressen; es wurden Amphoren der alten Dynastien gefunden (1600 – 1100 v.Chr.), auf denen die Ernte, die Herkunft und der Winzer angegeben waren.
¬Rund 1700 v.Chr. hat der babylonische König Hamirabe von Mesopotamien ein Gesetz für den Preis des Weines erstellt. Der Wein sollte sofort nach der Ernte verbraucht werden (offenbar war das Reifen des Weins zu dieser Zeit unbekannt).
Trotz der langen Tradition haben diese Völker schnell das Ansehen und den Ruf als große Winzer verloren, denn anscheinend ergaben die Weinberge um das Mittelmeer bessere Sorten und zwar in den Ländern Griechenland und Phönizien.
Die semitischen Völker des Mittelmeerraumes kannten Wein schon seit frühester Zeit, wenn wir von den Berichten des Alten Testamentes ausgehen. Für ihr Sozialleben war er von großer Bedeutung. Sogar Jesus verwandelte das Wasser in Wein, als Gast auf einer Hochzeit, damit diese fortgesetzt werden konnte und hat somit sein erstes Wunder mit Wein vollbracht.
Die Phönizier waren lockere, entspanntere Winzer, aber auch Händler: phönizische Amphoren fand man im ganzen Bereich des östlichen und zentralen Mittelmeeres. Einer der großen Marinezentren des Handels war Tyros.
Die Griechen haben den Weinhandel ziemlich weit entwickelt, sie monopolisierten ihn fast für Jahrhunderte. Wahrscheinlich kannten sie den Wein schon von Beginn seiner Einführung in ihrem Land. Wir sind uns unsicher darüber, woher sie die Kunst des Weinbaues gelernt haben. Laut einer anerkannten Theorie lernten sie sie von den östlichen Völkern (Phöniziern oder Ägyptern), mit denen sie gute Geschäftsbeziehungen hatten, besonders mit den Minoern.
Der Wein im Mittelpunkt der ersten europäischen Zivilisation
Kreta…das Land inmitten des Meeres, welches die Farbe des Weines hat..laut Homer!
Die Geschichte des Weines auf Kreta und dessen Verbindung mit der Insel hat seine Wurzeln schon vor den homerischen Epen. Seit über einem Jahrhundert haben die Ausgrabungen des weltbekannten Archäologen Sir Arthur Evans das Wunder der Minoischen Zivilisation ans Licht gebracht. Der Palast von Knossos, das älteste Baudenkmal in Europa, verfügte damals schon über luxuriöse, vierstöckige Gebäude, wie sie erst Jahrtausende später in Europa gebaut wurden…
Evans war von dem Lebensstandard der Kretaner dermaßen beeindruckt, dass er sie oftmals auf der Titelseite in seinen Artikeln erwähnte, sowie in seinen bekannten Expertisen präsentierte. In den bunten Fresken der minoischen Paläste wurde Kreativität, Eleganz, aber auch absolute Harmonie mit der Natur dargestellt.
Die Minoer kultivierten und bearbeiteten das Land und danach genossen sie die Früchte, die es ihnen so großzügig schenkte. Die Hunderte von Objekten, die aus den archäologischen Ausgrabungen ans Licht kamen, zeigen eine florierende Wirtschaft, die auf Landwirtschaft, Viehzucht und kommerziellen Aktivitäten basierte. Unter den erfolgreich angebauten Produkten der alten Kretaner stehen vor allem das Öl, das Getreide und der Wein.
Der Weinberg wird systematisch schon über 2000 Jahre kultiviert. Es ist kein Zufall, dass die älteste Weinpresse, älter als 3500 Jahre im Bereich von Vathipetro entdeckt wurde. Schon von Homer ist uns bekannt, dass der kretische Wein in der damaligen Welt weit und breit bekannt war. Außer der 3500 Jahre alten Weinpresse, den beeindruckenden Amphoren, den riesigen unterirdischen Speicherplätzen sind die zahlreichen Abbildungen in den minoischen Palästen, sowie die zahlreichen Auflistungen von großen Weinmengen in den minoischen Akten ein Zeichen dafür, dass die Minoer über gute Kenntnisse der Weinherstellung verfügten.
Aber der kretische Wein bleibt nicht unbedingt auf der Insel. Er wandert aus…
Die mit den kretischen Produkten gefüllten Schiffe der Minoer, reisten durch das ganze Mittelmeer. Somit erreichten sie den mächtigsten Mann der antiken Welt, den Pharao von Ägypten: auf den ägyptischen Fresken sind kretische Schiffe in ägyptischen Häfen gezeichnet. Zwischen den Produkten sind Amphoren zu erkennen, die scheinbar voll mit kretischen Wein gefüllt waren.
In einem Schiffswrack, welches türkische Archäologen in der Nähe der Türkei entdeckten, wurde eine versiegelte Amphore gefunden. Ihr Inhalt war ein über 3000 Jahre alter Wein. Der Anbau von Weinstöcken und die Produktion des Weines auf Kreta laufen bis in heutige Zeiten weiter. Schon in dem Kodex von Gortyna, dem ältesten Gesetzestext in Europa, sieht man zum ersten Mal Vorschiften bzw. Regeln über den Weinanbau.
Das Römische Reich erobert Kreta und der kretische Wein Rom…
Ein paar Jahrhunderte später, als Kreta die Provinz des Römischen Reiches wird, stellen die Römer fest, dass ihr Bedürfnis nach Wein – welchen sie liebten – dermaßen groß war, dass sie nicht einmal von den Weinbergen der italienischen Halbinsel abgedeckt werden konnten. Die Lösung dafür hörte auf den Namen Kreta…
Die Ebenen und Hügel verwandelten sich allmählich zu einem riesigen Weinberg, während die Kreter ihre Kunst zur Weinproduktion mehr und mehr verbesserten. Hervorragende süße Weine wurden hergestellt, die über Rom die damals bekannte Welt eroberten. Viele der zu der Zeit lebenden griechischen und lateinischen Autoren priesen sie, da sie behaupteten, sie haben medizinische Eigenschaften. Die zahlreichen kretischen Amphoren, die gefunden wurden, sind ebenfalls grundsätzliche Beweise dafür, dass dieser Handel erfolgreich gewesen war.
In einer dieser Amphoren, die in Pompia gefunden wurde, stand in Latein „CRETEXC“. Nach Ansicht von Experten bedeutet dieser Text „ausgezeichneter kretischer Wein“.
Die nachchristliche Periode
Die christliche Tradition setzt sich langsam durch und der Stern des hedonistischen Römischen Reiches geht unter. Der Wein aber behält seine bedeutende Stellung im Leben des Menschen.
Griechenland sowie fast alle damaligen Länder des Mittelmeers vereinigten sich mit dem byzantinischen Reich, woraus sich die erste christliche Großmacht bildete. Danach beteiligte sich Kreta an einer Reihe von Kriegen und Unruhen, die sich leider ungünstig für den Weinbau erwiesen. 1204 erobern schließlich die Venezianer die Insel.
Die Produktion und der Export des byzantinischen Griechenlands geht hinunter. Kreta nutzt jedoch sowohl die sichersten als auch die kommerziellen Netze, die die Venezianer anboten und wurden dadurch die zweitgrößte Macht in der Geschichte der Invasion auf dem Weinmarkt Europas.
Kretische Weingüter und Exporte florieren unter der Herrschaft der Venezianer. 1415 werden rund 20.000 Fässer Wein mit ausgezeichneter Qualität jährlich exportiert. Ein halbes Jahrhundert später werden es 60.000 sein.
1669 wird Kreta von den Osmanen erobert. Für die nächsten zwei Jahrhunderte haben wir, durch das Alkoholkonsumverbot des Islam; kein konkretes Bild der Weinproduktion, allerdings kann man davon ausgehen, dass es nur negative Auswirkungen für den Handel gehabt haben konnte. Die Produktion reduziert sich und der Kontakt zu den westlichen Märkten geht zurück. Es gab jedoch einige Berichte, in denen selbst die höchsten religiösen und politischen Führer des Osmanenreiches, z.B. der Sultan dem Charme dieses gepflegten Getränkes nicht widerstehen konnten.
Kretischer Wein im 20. Jahrhundert
Kreta befreite sich vom osmanischen Joch am Ende des 19. Jahrhunderts. Die neue progressive und unabhängige Verwaltung der Insel zwingt zur Sanierung und Modernisierung der landwirtschaftlichen Produktion. Somit beginnt eine Regeneration der Weinproduktion. In der internationalen Ausstellung, die in Chania am Anfang des 20. Jahrhunderts stattfand, wollte man die kretischen Produkte den westlichen Märkten präsentieren, dabei wurden 18 Winzer für die Qualität ihrer Weine ausgezeichnet. 1913 vereinigt sich Kreta mit dem übrigen Festland von Griechenland. Die unruhige Geschichte des Landes und die aufeinanderfolgenden Kriege üben einen negativen Einfluss auf den Export und speziell auf den Wein aus. Trotz der schwierigen Bedingungen der Zeit, überlebt die kretische Weinbautradition und das anhand ihrer Kern-Einheit, der Familie. Auch heute sind viele der derzeitigen Unternehmen, die diese Weine exportieren und die zunehmend auf ausländischen Märkten bekannt und ausgezeichnet werden, aus Familien großer oder mittelständischer Grundbesitzer, die all die Jahre die Tradition und Liebe zum Wein lebendig hielten.
Auch heute noch in der modernen Realität, verdient der kretische Wein weiterhin die Aufmerksamkeit und Vorliebe der breiten Öffentlichkeit. Kretische Weine sind von unschätzbarem Wert, zumal sich die traditionellen Sorten völlig an die klimatischen Bedingungen der Insel angepasst haben.
Die Anzahl der lokalen Vielfalt, die Einzigartigkeit der verschiedenen Weinbaubereiche, aber auch die große Tradition der Kreter auf der Insel, sind die Grundlage für das aktuelle Gesicht ihres Qualitätsweines und dessen anhaltenden Aufwärtsverlauf. Ohne das Wissen und die Technologie, wäre die Tradition nicht in der Lage, sich zu verwirklichen. Kretische Winzer nahmen Rücksicht auf die Vorliebe ihrer Verbraucher und natürlich auf die Entwicklung. Dies wurde u.a. durch die Existenz einer neuen Generation von Winzern, Önologen und Weinbauern geschaffen, die versuchten, das Bild des kretischen Weines in all seinen Komponenten mit Wissen, Lust und Vision zu verbessern. Neue Sorten werden getestet, es entstehen neue Düfte und Aromen, die jedem Geschmack der Verbraucher gerecht werden. Unter der Verwendung der traditionellen Rebsorten und der gesammelten Erfahrung seit Jahrhunderten, hat es die heutige Industrie von Kreta geschafft, ihren Wein in die Position zu bringen, die er international verdient hat.
Copyright Text und Fotos: Sue Zoi Schunk
Winzerfamilie Stilianou